Der Geschäftsführer der S-Bahn Hamburg GmbH geht zum 31.07.24 in den wohlverdienten Ruhestand und gibt die Verantwortung an den neuen Geschäftsführer, Jan Schröder ab.
Der Geschäftsführer Kay Uwe Arnecke traf sich mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Instandhaltungswerk Ohlsdorf, um sich bei einem gemeinsamen Frühstück persönlich zu verabschieden und danach den Ruhestand anzutreten. Viele Anwesende haben sich noch mit einem persönlichen Wort und einem dankenden Handschlag von ihm verabschiedet. Gerhard Ludwig, aus dem Marketing und Hursit Köse aus der Lagerlogistik haben ihm dazu eine Torte überreicht, die im Anschluss mit allen Kollegen vor Ort angeschnitten und verteilt wurde. Im Anschluss wurde Kay Arnecke interviewt und hat folgende Fragen zum Ende beantwortet:
Was macht das mit Ihnen persönlich, die S-Bahn zu verlassen?
Kay Arnecke: Heute ist der Abschied der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der S-Bahn Hamburg und mich hat immer beeindruckt, wie engagiert viele, viele Kolleginnen und Kollegen sind. Mit wie viel Fachwissen, Engagement und mit Herzblut sie dabei sind – und die S-Bahn am Laufen halten. Das ist einfach großartig.
Was macht das mit Ihnen emotional, dass Sie heute Ihren letzten Tag hier haben?
Ich war jetzt über 16 Jahre bei der S-Bahn Hamburg und knapp 30 Jahre im Konzern bei der Deutschen Bahn. Dann ist es auch mal an der Zeit, andere zum Zuge kommen zu lassen – und ganz ehrlich: Ich freu mich auch ein bisschen darauf, die Verantwortung abgeben zu können. Denn man steht schon ganz vorne. Man steht ganz vorne, wenn etwas funktioniert, aber man steht auch ganz vorne, wenn etwas nicht funktioniert – und dann steht man da manchmal auch sehr allein. Das ist eine große Verantwortung, aber manchmal auch eine große Belastung. Und nach so vielen Jahren freut man sich auch darauf, dass man dann ins Privatleben übergleiten darf.
Wie haben Sie das mit den Dingen geschafft, die manchmal nicht so funktioniert haben wie geplant?
Als ich kam musste die S-Bahn zwei Millionen Euro Strafe zahlen für Schlechtleistungen. Wir haben das in den Jahren danach und bis heute durch besondere Initiativen und Verbesserungsprozesse geschafft zu vermeiden, dass wir Strafzahlungen leisten müssen. Die Pünktlichkeit ist heute so gut wie nie zuvor und trotzdem müssen wir weiter daran arbeiten, dass es mindestens auch so bleibt. Hin und wieder kann es auch noch einen Tick besser werden. Wie haben immer noch unsere Themen, die nicht 100 Prozent funktionieren – und da muss man dranbleiben.
Was sind Highlights, die sie jetzt mitnehmen, die Sie gemeinsam mit dem S-Bahn Hamburg Team geschafft haben?
Wir hatten eine Weltpremiere 2021 zum ITS-Kongress hier in Hamburg: die digitale S-Bahn. Das ist schon etwas, das sich die S-Bahn Hamburg so zu sagen ans Revers heften kann. Denn: Nicht umsonst sind wir als S-Bahn Hamburg ausgesucht worden, um diese Premiere zu realisieren. Diese digitale Technik ist deshalb so wichtig für uns, weil sie auf der vorhandenen Infrastruktur mehr Kapazitäten schafft, für mehr fahrende Züge, für höhere Resilienz – also Verbesserung der Qualität. Dass wir das geschafft haben, ist ganz großartig. Das hat auch mit uns hier zu tun, dass man so ein Projekt diesem Unternehmen zutraut und nicht irgendeinem anderen hier in der Republik. Damit sind wir Vorreiter in Europa und so kann es gerne weitergehen.
2010 gab es einen besonderen Moment, da haben Sie entschieden, mit Ökostrom zu fahren. Wie kam es dazu, was war der Anlass?
Wir hatten damals eine grüne Verkehrssenatorin, eine Schwarz-Grüne Regierung – und die Grünen waren damals schon Anhänger der Energiewende. Wir waren Vorreiter, weil wir uns gedacht haben, wenn wir uns da engagieren, bringt uns das nicht nur als umweltfreundliches Verkehrsunternehmen weiter, sondern verbessert auch unser Verhältnis zur Politik.
Welche großen Projekte stehen gerade an, die Ihr Nachfolger Jan Schröder übernimmt?
Jan Schröder kommt als gelernter S-Bahner und kennt die S-Bahn aus seiner Vergangenheit, er war Betriebsleiter und Geschäftsführer für die Produktion und das, was für ihn entscheidend ist, ist das Fortschreiten der Digitalisierung. Da ist ganz zentral das neue Digitale Stellwerk Hamburg City, was jetzt geplant und realisiert werden soll, aber auch der Umbau der Fahrzeuge. Wir haben 112 Fahrzeuge der Baureihe 474, die umgebaut werden müssen. Und auch die 82 Bestandsfahrzeuge der Baureihe 490 – alle müssen umgebaut werden, damit diese digitale Technik im Stellwerk, aber auch in den Fahrzeugen funktioniert. Das ist seine Meisterprüfung, die er da zu absolvieren hat. Aber er ist von seiner Vita her von seinen Fähigkeiten her prädestiniert, das zu schaffen.
In der Abschlussrede vor den Mitarbeitenden haben sie gesagt, dass Sie vor 16 Jahren mit 900 Mitarbeitenden angefangen haben und heute sind Sie bei 1.500 Mitarbeitenden – und mehr. Erweitert sich das noch nach der jetzigen Planung und Strategie?
Ja, das wird sich noch erweitern, weil wir ja die beiden neuen Linien S4 und S6 in Betrieb nehmen und die S5 nach Kaltenkirchen verlängern. Ganz grob rechnen wir damit, dass wir nochmal 400 bis 600 neue Mitarbeitende zusätzlich brauchen. Dadurch, dass aber von den 1.500 Kolleginnen und Kollegen in etwa ein Drittel bis dahin – also bis Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre – in den Ruhestand gehen, brauchen wir fast eher 1.000 zusätzliche Mitarbeitende, die wir anwerben müssen. Insofern ist es ganz wichtig, dass wir uns weiter um die Akquisition und die Ausbildung von neuen Kolleginnen und Kollegen kümmern – insbesondere im Werkstattbereich, aber auch bei den Lokführern. Da sind wir aber auch als attraktiver Arbeitgeber gut unterwegs.
Herr Arnecke, wir wünschen Ihnen auf Ihrem weiteren Weg – das ist ja ein neuer Step, den Sie gehen – ganz viel Kraft, Gesundheit und viel Inspiration für neue tolle Dinge, die Sie auf diesem Weg entdecken.
Hursit Köse und Gerhard Ludwig überreichten ihrem Chef zur Verabschiedung eine Torte, die anschließend mit den vielen Gästen geteilt wurde.